Rudolf Steiner und sein Werk sind umstritten. Während die einen ihn als liberalen Denker und Begründer der Waldorfpädagogik, der anthroposophischen Heilpädagogik und Medizin sowie der biologisch-dynamischen Landwirtschaft würdigen, kritisieren ihn andere als Nationalisten und Rassisten.
Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, seine gesellschaftliche Wirksamkeit in einem differenzierten Licht zu sehen. Dazu werden die Stationen seines Lebens und Wirkens im Kontext seiner Zeit unter vier Gesichtspunkten nachgezeichnet: seiner Freiheitsphilosophie, seiner Positionierung zu den Menschenrechten, seiner Haltung zur deutschen Nation und seinen Aussagen zu „Rassen“.
„Insgesamt steht die anthroposophische Bewegung vor der Aufgabe, tradierte Inhalte immer wieder und immer genauer zu hinterfragen und produktive Antworten auf die sich wandelnden Herausforderungen zu finden. In diesem Zusammenhang ist auch der Mut gefordert, sich von überkommenen Inhalten zu lösen.“ – Albert Schmelzer
Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild des ideellen Horizonts einer Persönlichkeit, deren Biografie sich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert vor der Folie von Imperialismus und Nationalismus, der Weltkriegskatastrophe und den revolutionären Umbrüchen in der Anfangsphase der Weimarer Republik entfaltete.