Unter den vielen Menschen, die die Stürme des 20. Jahrhunderts miterlebten, gibt es immer wieder besondere Individualitäten zu entdecken. Eine solche ist die polnische Künstlerin Maria Hiszpanska-Neumann, die in Deutschland bisher nahezu unbekannt ist und in dieser Monographie erstmals ausführlich vorgestellt wird.
„Wer den Geist Mitteleuropas vergegenwärtigen will, wird immer auch besonders den Blick nach Polen wenden müssen. … Diesen mitteleuropäischen Auftrag hat die polnische Malerin und Graphikerin Maria Hiszpanska-Neumann voll ergriffen.“
Dorothea Rapp
Geboren Oktober 1917, mitten in den Tagen der russischen Revolution, und aufgewachsen in Warschau, absolvierte sie ein Studium an der Warschauer Kunstakademie. Als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte, ging Maria Hiszpanska-Neumann in den Widerstand, wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Vier Jahre erlitt sie Gefangenschaft und KZ. Es entstanden Hunderte von Zeichnungen, die ihr den Ruf einer „polnische Käthe Kollwitz“ einbrachten. Nach dem Krieg baute sie sich als freie Grafikerin und Buchillustratorin ein neues Leben auf und suchte die leidvollen Erfahrungen menschlich wie künstlerisch zu verarbeiten. Ihr Werk kreist thematisch um die Grundfragen der menschlichen Existenz und fragt nach dem Leid und seiner Heilung, besonders als sie später auch Wandarbeiten in Kirchen und Kapellen schuf.
Maria Hiszpanska-Neumann kann in mehrerer Hinsicht Aufmerksamkeit beanspruchen: als Künstlerin, die mit ihrer herben, existentiellen Kunst der Suche nach dem „Geistigen in der Kunst“ (Kandinsky) eine ganz individuelle, eigenwillige Prägung gibt, als außergewöhnliche, vielschichtige Persönlichkeit von tiefer Religiosität und als geistig ringender Mensch, der über alle Nationalismen hinweg Leiden und Hass überwand.