Unter den vielfältigen, oft spektakulären oder provokativen Äußerungen in der zeitgenössischen Kunst kann man die Entdeckung eines stillen, höchst originellen Künstlers machen, der aber viel zu sagen hat: der im deutschsprachigen Raum bisher weitgehend unbekannte englische Künstler Greg Tricker.
Tricker, der in den Cotswolds, im «Herzen Englands» lebt, widmet sich ungewöhnlich «unenglischen» und auf den ersten Blick «unmodernen» Themen: den römischen Katakomben und dem Heiligen Franz von Assisi, Bernadette von Lourdes und Johanna von Orléans, Anne Frank und dem „Kind Europas“, Kaspar Hauser.
In intensiven Arbeitsphasen konzentriert er sich auf ein Thema und schafft dazu jeweils eine Gruppe von Werken, seine Zyklen. Die weder naturalistischen noch abstrakten Bilder und Skulpturen haben eine tiefgründige Einfachheit und scheinen zuweilen der Sphäre des Imaginativen, einem «Herz-Wissen» zu entstammen.
In diesem Buch werden das Leben und das Werk des Künstlers erstmals in deutscher Sprache vorgestellt. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht Trickers Bilderzyklus zu Kaspar Hauser, der bisher der einzige ist, der im deutschsprachigen Raum ausgestellt wurde, und der eine besondere Stellung innerhalb des Gesamtwerkes einnimmt. Diese Bilder erzählen nicht nur von der besonderen Individualität Kaspar Hausers und dessen Schicksal, sondern auch von der Arbeitsweise und dem Anliegen ihres Schöpfers.