Das Buch von Hans Bartosch beginnt mit Szenen einer Kindheit in einem Pfarrer-Haushalt im Nachkriegsdeutschland. Vor der Industriekulisse des Ruhrgebiets entstehen Bilder einer eigenwilligen Jugend des Autors mit einer beständigen Suche nach Sinn.
Wie ein roter Faden zieht sich die Gestalt seines schwerstbehinderten Bruders durch die Aufzeichnungen. Er wird in seiner Einrichtung „der Baron“ genannt. Und dann ist da dieser geliebte Großvater. Dessen erst spät entdeckte Schattenseite reicht tief in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Verwicklungen der Familie um ein Arisierungs-Erbe in Berlin und Reisen des Autors zu den NS-Vernichtungslagern im Osten rühren an größte Zusammenhänge.
Der Baron, mein Großvater und ich ist nicht eine weitere biografische Aufarbeitung, sondern ein schonungslos ehrlicher Versuch, sich der eigenen familiären und kollektiven Vergangenheit zu stellen, der gedanklich und literarisch eine geradezu meditative Dichte erreicht.