Eine unbekannte Dimension der Sprache
Rainer Patzlaff

Wort(w)ende

Die Geburt der modernen Lyrik im 20. Jahrhundert

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Rainer Patzlaff führt behutsam anhand von rund 40 modernen Gedichten von Hilde Domin, Rose Ausländer, Nelly Sachs und vielen anderen in die moderne Lyrik ein und zeigt auf, wie die Dichter*innen ihre Zeit verarbeiten.

Artikelnummer: 7094 Kategorie: Schlagwort:

Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs wurde das Vertrauen in die gewohnte Sprache fundamental erschüttert. Die täglich erlebte Diskrepanz zwischen der grauenvollen Wirklichkeit und den hohlen Phrasen der Kriegspropaganda veranlasste progressive Dichter, völlig neue Wege expressiver Darstellung zu erkunden.

Aufs engste verbunden mit der Entwicklung der modernen Lyrik beschreibt Patzlaff in klaren Linien und gut verständlich die Geschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere die des Ersten Weltkriegs, die an Deutlichkeit nichts zu Wünschen übriglässt.

Rainer Patzlaff begibt sich auf die Spuren einer um Wahrhaftigkeit ringenden jungen Dichtergeneration, ausgehend von Kurt Pinthus‘ Anthologie Menschheitsdämmerung, die – 1919 erschienen – expressionistischer Lyrik ein erstes Forum gab. Resignation und Verstummen, Sprachverlust und Sprachzerfall kennzeichnen die Suche nach einer modernen, zeitgemäßen Dichtkunst – eine Suchbewegung, die sich bis in die Lyrik der jungen Bundesrepublik nachverfolgen lässt und bis heute an Aktualität nicht verloren hat.

Das entscheidende Ereignis sieht Patzlaff in der Entdeckung des „Nichtwortes“, von dem Lyriker wie Rose Ausländer, Nelly Sachs und Hilde Domin oder auch schon Rudolf Steiner in seinen Spruchdichtungen reichen Gebrauch machten. Dieses geniale Mittel hat der Lyrik eine bis dahin unbekannte Dimension der Sprache eröffnet, die im Nichtgesagten das Unsagbare hörbar macht.


Passend dazu:

Prof. Dr. Rainer Patzlaff, geb. 1943, Gründer, Leiter und Geschäftsführer des Ipsum-Instituts für Pädagogik, Sinnes- und Medienökologie, Stuttgart. 1971-1974 wiss. Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. Von 1975 bis 2002 Waldorflehrer in Stuttgart. Medienforscher und Publizist, Dozent an mehreren pädagogischen Ausbildungsstätten. Bis 2014 Lehrstuhl für Kindheitspädagogik an der Alanus-Hochschule (Alfter).

  • Oskar Loerke (1884-1941)
  • Paul Zech (1881-1946)
  • Alfred Lichtenstein (1889-1914)
  • Georg Heym (1887-1912)
  • Ernst Stadler (1883-1914)
  • Jakob von Hoddis (1887-1942)
  • Franz Werfel (1890-1945)
  • Otto Nebel (1892-1973)
  • Hans J(ean) Arp (1887-1966)
  • Christian Morgenstern (1871-1914)
  • Hugo Ball (1886-1927)
  • August Stramm (1874-1915)
  • Henry Jelinek
  • Ernst Jandl (1925-2000)
  • Peter Handke (*1942)
  • Michael Hamburger (1924-2007)
  • Ingeborg Bachmann (1926-1973)
  • Marie Luise Kaschnitz (1901-1974)
  • Ernst Wilhelm Lotz (1890-1914)
  • Ernst Meister (1911-1979)
  • Paul Celan (1920-1970)
  • Nelly Sachs (1891-1970)
  • Yvan Goll (1891-1950)
  • Rose Ausländer (1901-1988)
  • Hilde Domin (1909-2006)
  • Rudolf Steiner (1861-1925)

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