Ein selbstbestimmtes Leben
Léa Todorov

Maria Montessori (DVD)

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Das gefühlvolle Drama MARIA MONTESSORI setzt der Bildungsikone ein lange überfälliges und zutiefst bewegendes Denkmal. Mit großer visueller Eleganz zeigt dieser Film die Namensgeberin einer der einflussreichsten pädagogischen Bewegungen in ihrer ganzen Stärke und Zerrissenheit.

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Das gefühlvolle Drama MARIA MONTESSORI setzt der Bildungsikone ein lange überfälliges und zutiefst bewegendes Denkmal. Mit großer visueller Eleganz zeigt dieser Film die Namensgeberin einer der einflussreichsten pädagogischen Bewegungen in ihrer ganzen Stärke und Zerrissenheit. 

1898 entscheidet sich die unverheiratete Maria Montessori, ihren Sohn Mario nach der Geburt auf unbestimmte Zeit zu verlassen, um als moderne und freie Frau eine neue Vision von Bildung zu entwickeln. Sie ahnt, dass sie eine Revolution entfachen kann. Als eine der ersten Frauen Italiens wurde sie Ärztin und gründete ein Institut, an dem Lehrer für die Arbeit mit behinderten Kindern ausgebildet werden. Hier entwickelt sie Methoden, die von einem Gedanken getrieben sind: solange man die Kinder liebt, können sie alles lernen. Nicht Disziplinierung, sondern ihre Freiheit wird zeigen, welche Schätze in den Kindern verborgen sind. 

Maria Montessori (DVD). Info3 Shop
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Doch bezahlt wird sie für ihre Arbeit nicht, die Lorbeeren heimst ihr Partner Montesano ein und die männliche Wissenschaftselite hält nichts von einer Pädagogik für behinderte Kinder. Ihren Sohn kann Maria in dieser Welt nicht zu sich nehmen, ohne ihre Arbeit aufgeben zu müssen. Mit der Prostituierten Lili d’Alengy schmiedet Maria ein Netzwerk weiblicher Solidarität, das nicht nur endlich Unabhängigkeit ermöglicht, sondern vor allem eine Pädagogik, die an die Autonomie des Geistes glaubt.

Ärztin, Pädagogin, Mutter: die weltberühmte Maria Montessori lebte ein selbstbestimmtes, aber auch dramatisches Leben. Das in leuchtenden Farben inszenierte Drama erzählt von einer unfassbar starken und klugen Frau, die alles will und mit ihrem eigenen Leben auch das Geschick der bürgerlichen Gesellschaft für immer verändert.

Léa Todorov, geboren 1982 in Paris, ist eine französische Autorin, Regisseurin und Produzentin. Sie studierte zunächst Politikwissenschaften in Paris, Wien und Berlin und begann im Anschluss, als Regieassistentin bei Dokumentarfilm-Produktionen zu arbeiten. 2012 führte sie Regie bei ihrem ersten Dokumentarfilm SAVING HUMANITY DURING OFFICE HOURS. 2014 folgte in Ko-Regie mit Joanna Dunis RUSSIAN UTOPIA.

2015 gründete sie gemeinsam mit den Regisseuren Lila Pinell, Chloé Mathieu, Gaëlle Boucand und Aurélia Morali die Produktionsfirma Elinka Films. Als Produzentin verantwortete sie in diesem Rahmen zwei Dokumentarfilme in der Regie von Gaëlle Boucand. Bei zahlreichen Dokumentar- und Spielfilmen war sie als Ko-Autorin tätig.

2017 schrieb sie das Drehbuch zu dem von arte koproduzierten Dokumentarfilm SCHOOL REVOLUTION: 1918 – 1939 (Regie: Joanna Grudzinska). Der Film wurde in die offiziellen Programme des Geneva International History Film Festivals und des La Rochelle Film Festivals eingeladen. Dieser Film über alternative Pädagogik bildete die Grundlage für ihren ersten Spielfilm, MARIA MONTESSORI.

Was hat Sie an Maria Montessori so fasziniert und inspiriert, diesen Film zu machen? Als ich das erste Mal etwas über Maria Montessori las, drehte ich gerade einen Dokumentarfilm über progressive Bildungskonzepte zwischen den beiden Weltkriegen. Montessoris Leben hatte etwas sehr Romantisches und das interessierte mich. Sie war eine der ersten Ärztinnen Italiens, eine internationale Berühmtheit, ein Mythos und Gegenstand von Faszination. Obwohl sie aus einer positivistischen Denktradition kam, sprach sie ebenso viel von Offenbarungen und Intuitionen wie von Beobachtungen und Experimenten. Sie kollaborierte mit Mussolini während sie gleichzeitig für den Weltfrieden plädierte. Für eine 1870 geborene Frau reichte es nicht, brillant und begabt zu sein. Um die Welt zu erobern, war es notwendig, einen eisernen Willen zu haben, unbeugsame Entschlossenheit und eine klare Vision vom Erfolg. Wenn sie den sozialen Zwängen ihrer Epoche und ihres Geschlechts entkommen wollte, musste sich Maria Montessori von dem Einen trennen, der ihr das Wichtigste war: ihren Sohn Mario, der unehelich geboren wurde und der, hätte sie ihn offiziell als ihren Sohn anerkannt, ihre Karriere unmöglich gemacht hätte. Aber der entscheidende Wendepunkt, der mich schließlich dazu brachte, diesen Film zu schreiben, war die Geburt meiner Tochter. Sie kam mit einer genetischen Krankheit zur Welt und ich habe sehr schnell realisiert, dass ich nicht einfach nur Mutter geworden war, sondern die Mutter eines Kindes mit speziellen Bedürfnissen. Ich litt darunter, dass solche Kinder nicht gut repräsentiert sind und ich entsprechend nur wenig Hilfe für die Bewältigung meiner Situation fand. Ich erinnerte mich an meine Recherchen für den historischen Dokumentarfilm RÉVOLUTION ÉCOLE, die mich mit den Schriften zahlreicher Pädagogen des 20. Jahrhunderts vertraut gemacht hatten. Zwei Ärzte, die zu wesentlichen Protagonisten der modernen Bildungsgeschichte wurden, hatten zunächst mit behinderten Kindern gearbeitet bevor sie sich den so genannten „normalen“ Kindern widmeten: Ovide Decroly and Maria Montessori. Die Archivaufnahmen, die ich damals gesehen hatte, stiegen wieder in mir auf. Meine Tochter verankerte dieses Grundwissen in der Realität. Mein Interesse an diesem Thema wurde durch meine persönliche Situation wieder erneuert. So entstand die Geschichte von Maria Montessori, die eine Geschichte von zwei Frauen sein sollte – einer realen und einer imaginierten, Maria und Lili. Sich ihnen im Rahmen eines historischen Films anzunähern ist eine Möglichkeit, in der Zeit zurückzureisen und sich den Moment vor Augen zu führen, in dem es notwendig war, zu kämpfen, wenn man die festgefahrenen Glaubenssätze einer erstarrten Welt erschüttern wollte. Und dies angesichts des Risikos, alles zu verlieren – den eigenen Ruf, das eigene Kind. Je mehr die „neue Frau“ – gebildet, aufgeklärt, modern, aber auch im Bewusstsein ihres Verlangens und ihres Begehrens – versuchte, in einer patriarchalen Gesellschaft zu existieren, desto größer wurden die Hindernisse für sie und zwangen sie, unmögliche Entscheidungen zu treffen. Meine eigene Großmutter verließ drei ihrer Kinder, um ihr Studium abschließen zu können und den häuslichen Zwängen zu entfliehen. Dies sind kollektive Geschichten, die oft im Verborgenen geblieben sind und es ist ein Genuss, sie nun endlich erzählen zu können. Hinter solch einem Projekt steht intensive Recherche-Arbeit. Wie sind Sie vorgegangen? Einen großen Teil der Arbeit hatte ich schon für meinen Dokumentarfilm erledigt. Dennoch musste ich mich wieder in die Bibliothek setzen und eine Menge Bücher lesen. Meine wichtigsten Referenzen waren der Biographien (die umfassende von Rita Kramer, die kritischere von Marjan Schwegman und die Biographie von Valeria Paola Babini, die sich auf Montessoris wissenschaftlichen Feminismus konzentrierte) und natürlich ihre eigenen Schriften, darunter ihr Tagebuch von 1913, das während einer Transatlantik-Reise entstand und in dem sie sehr viel über ihren Sohn schreibt. Es gab auch eine 30-seitiges Handbuch, in dem sie auf ihre Arbeit am Ortofrenico-Institut zurückblickt, aus dem ich viel entnommen habe. Während der Schreibarbeit habe ich mich bemüht, die Aussagen über Maria so korrekt wie möglich zu halten. Auch wenn ihre Reden verändert wurden, um die Kohärenz mit dem Drehbuch zu halten, wollte ich, dass jedes Wort wahrhaftig ihrem Denken entsprach. Warum haben Sie sich auf diese besondere Phase in ihrem Leben konzentriert? Diese Entscheidung hat mich sehr viel Zeit gekostet. Meine Intuition sagte mir, dass der spannendste Moment in Marias Biographie der des Abschieds von ihrem Sohn war. Zu dieser Zeit hatte sie die Schule für „normale“ Kinder noch nicht eröffnet. Sie arbeitete an einem Institut für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Mit ihnen machte sie Erfahrungen, die später zur Grundlage ihrer Methode wurden. Zu dieser Zeit engagierte sie sich auch sehr für Frauenrechte. Ich denke, diese Phase war ein Wendepunkt in ihrem Leben. Wie wichtig war es Ihnen, verschiedene Facetten des weiblichen Lebens im 19. Jahrhundert zu erzählen? In Frankreich nennen Historiker diese Frauen „die neuen Frauen“. Man bezieht sich damit auf feministische, gebildete und unabhängige Frauen um 1900, die es auf hohe Positionen geschafft und zu akademischen Würden gebracht hatten, und die sich ihren Platz in der Gesellschaft durch ihr Wissen erarbeitet hatten. Dies träfe auf Maria Montessori zu. Lili wollte ich mir als unabhängige Frau vorstellen, deren Hintergrund sich deutlich von Marias und Giuseppes absetzt und für ein anderes Modell einer einflussreichen Frau dieser Epoche steht. Bildung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Denken Sie, Maria Montessoris Methode könnten auch die aktuellen Debatten bereichern? Was ich wirklich an Montessoris Bildungsidee mag, ist, dass sie die Beobachtung des Kindes fordert. Ich glaube, dass Kinder nicht alle gleich sind und dass es eher die Aufgabe der Schule ist, sich den Kindern anzupassen als umgekehrt. Warum sollten wir uns heute an Maria Montessoris Leben und Werk erinnern? Ich hoffe, dieser Film wird den Mangel an echter Ambition in Frage stellen, den es in unserer Gesellschaft gibt, wenn es um Inklusion geht. Nachdem sie für so lange Zeit unsichtbar und ausgegrenzt waren, ist es an der Zeit, Menschen mit Behinderungen, ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft zu geben.

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