Das Drama um den Prinzen von Dänemark ist Bestandsaufnahme, Auseinandersetzung des menschlichen Bewusstseins mit sich selbst, Rückblick auf tausend Jahre Kulturgeschichte der Menschheit. Diese größte und meistgespielte Tragödie Shakespeares ist ein Nadelöhr in seinem Schaffen. Die imaginativen Bilder, die die erste Periode seines Schaffens prägten, sind verschwunden und die Altersweisheit, die aus Prospero im „Sturm“ spricht, noch nicht da. Hamlet sucht die Antwort auf eine Urfrage der Menschheit: Wer bin ich und was ist meine Bestimmung?
Die vorliegende Übersetzung entstand für die Inszenierung eines großen Shakespeare-Projektes um die Jahrtausendwende. Die Arbeit am Original hat den Übersetzern tiefe Einblicke in die Konzeption des Dramas ermöglicht, denn in der Vielschichtigkeit der englischen Sprache liegt ihre Größe und ihr Problem, da jede Übertragung ins Deutsche eine Verengung, Interpretation des Originals ist. Hier wurde nun versucht, die vielen Aspekte, die Shakespeare in dem Drama übereinandergeschichtet hat, von gesellschaftspolitischen bis hin zu philosophischen, möglichst transparent zu machen und dem modernen Sprachverständnis anzunähern, ohne die rhythmisch-poetischen Elemente des Textes zu vernachlässigen.