Er ist heute fast schon ein ‚Vergessener‘, ähnlich wie Immanuel Hermann Fichte oder Ignaz Paul Vital Troxler es für ihre Nachwelt waren. – Die Rede ist von Diether Lauenstein, dem bis zu seinem Tod im Jahre 1990 weithin wirksamen Anthroposophen und Gelehrten.
Auf seine Weise kommt Lauenstein in vielen seiner trotz ihres überwiegend allgemeinverständlichen Charakters alles andere als anspruchslosen Texten dem volkspädagogischen Ideal nahe, das Rudolf Steiner so beschrieb:
»Doch ist es für denjenigen, der die Möglichkeit hat, sich in das volle Leben dieser Gedanken zu versetzen, nicht absonderlich, sich vorzustellen, dass eine Zeit kommen werde, in der man Fichtes Ideen wird in eine Form gießen können, die jedem verständlich ist, der aus dem Leben heraus sich über den Sinn dieses Lebens Vorstellungen machen will. Auch für das einfachste Menschengemüt, das ferne steht dem, was man philosophisches Denken nennt, werden diese Ideen dann zugänglich sein können.«
Lauenstein ging von einer Entwicklung der griechischen Philosophie auf die Mystik hin aus und fand diesen Zusammenhang auch im vorchristlichen Indien. Grund genug, die nachgelassenen indologischen Schriften hier zusammen mit denen zur Philosophie zu veröffentlichen.
Lauenstein erkannte, dass der Individualität neben der Bedrohung von außen auch das Erlahmen im Inneren droht. Worte wie diese sind von beklemmender Aktualität: »Die Würde des Menschen … sei unantastbar. Warum? … Das Gefühl für die Bedeutung des Individuums kann nur geweckt werden, wenn man auch weiß, was mit diesem Wort gemeint ist, wenn man sich um ein Verständnis der Individualität müht. Eine menschenwürdige Gruppe, eine menschenwürdige Gesellschaft gibt es nur dort, wo man weiß, was man eigentlich mit der Würde des Menschen meint.«