Als “aufgesammelte Werke” bezeichnet Philip Kovce Aphorismen oder als “Nadeln ohne Heuhaufen”.
Tatsächlich kristallisieren sich in der verdichteten rhetorischen Form Denkbewegungen, die durch Kürze und Prägnanz bestechen, sich den Lesenden aber erst im Nachdenken erschließen. Aphorismen bringen auf den Punkt, was sich in langen Diskussionen nur schwer definieren lässt. Als Sentenzen sind sie Setzungen, sie bestimmen und grenzen ab – und sie dienen dabei, zumindest in der Form, in der Philip Kovce sie versteht, immer auch der Selbstbestimmung.
In der hier vorgelegten Aphorismensammlung geht es genau darum. Thematisiert wird die Frage nach dem, was unser Menschsein ausmacht, aber auch die Beziehung zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft.
Einige Denkanstösse aus dem Buch:
- Alles Gute kann man auch schlecht machen.
- Die Wahrheit nicht beweisen, sondern zum Klingen bringen.
- Wer neben sich steht, tritt seinem Nachbarn auf die Füße.
- Denken ist universell. Jeder denkt individuell.
- Ideologien: zurückgebliebene, vom Denken im Stich gelassene Gedanken.
- Wer sich den Kopf zerbricht, steht vor einem Scherbenhaufen.
- Was wir mit der Antwort gewinnen? Wir verlieren die Frage.
Kovce pflegt hier die kleine Form, die sich aber immer dem ganz Großen zuwendet. Oder wie er selbst an einer Stelle formuliert: Der Aphorismus sagt auch nicht mehr als bloß die Wahrheit. Aber durch ihn erst hören wir ihr wieder zu. Anregend für alle, die selbst Freude am Denken haben und sich um ein bewusstes Leben bemühen.
Jens Heisterkamp / info3 Februar 2024