Derzeit ist die Hirnforschung noch immer von einer monokausal materialistischen Richtung geprägt. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, lautet die nach wie vor verbreitete und einflussreiche Devise.
Die Fülle an Material über die Bedeutung der elektrochemischen Ebene für die Entstehung des Bewusstseins ist so gewaltig, dass gar keine andere Möglichkeit in Betracht zu kommen scheint als die, die Beziehung von Geist und Gehirn als ursächliche Abhängigkeit des Geistes von der Materie zu deuten. Dabei wird in der Regel wenig beachtet, welchen Widerspruch es zu einem der leitenden Grundwerte der Gegenwart, zur Idee der autonomen Individualität, bedeutet, den menschlichen Geist auf die komplexe Interaktion von Neuronen, Synapsen und Botenstoffen zu reduzieren.
Die Widersprüchlichkeit aufzuweisen die darin liegt, dass sich der menschliche Geist auf allein materielle Substrate zurückführt, bildet eines der verbindenden Grundmotive der Aufsätze dieses Bandes. Außerdem geht es darum, im Diskurs zur Relation von Geist und Gehirn das Defizit an Erfahrungswissen auszugleichen, das in dieser Debatte auf der Seite des Geistes herrscht. Können Geist und Gehirn in einem nicht-reduktionistischen Modell wieder zusammengebracht werden?