In weniger als 15 Minuten schafft Jane Elliott innerhalb einer Gruppe von 30 Leuten einen Mikrokosmos unserer Gesellschaft mit allen Phänomenen und Gefühlen, die auch in der Realität aufscheinen.
Ähnlich wie bei dem berühmt-berüchtigten Milgram-Experiment können sich selbst Teilnehmende, die voll über die „Spielregeln“ informiert sind, nicht ihrer Rolle entziehen. Aus dem Spiel wird grausame Realität, die einige Teilnehmende in unvorhergesehene Gefühlstiefen stürzt…
Jane Elliott, ehemalige Lehrerin aus dem Mittelwesten der USA, führt seit über 20 Jahren einen engagierten Kampf gegen Vorurteile, Ignoranz und Rassismus in ihrer Gesellschaft. Was sie nach dem Tod von Martin Luther King jun. 1968 mit ihren Schülern begann, praktiziert sie heute mit Lehrer:innen, Studierenden, Feuerwehrleuten oder ganzen Bankbelegschaften. In Workshops teilt sie die Menschen nach einem willkürlichen körperlichen Merkmal ein: in BLAUÄUGIGE und BRAUNÄUGIGE. Letztere erklärt sie für besser und intelligenter und stattet sie mit Privilegien aus, die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht, minderwertig und dümmer abqualifiziert, nicht gewährt.
Viele Weiße erspüren hier zum ersten Mal das Gefühl, zu denen zu gehören, die nie gewinnen können, und so behandelt zu werden, wie die Gesellschaft Frauen, Farbige oder Menschen behandelt, die körperlich abweichend sind.
„Jane Elliott ist ein harter Knochen, die derbste Filmheldin, die das Kino seit langem gesehen hat. Weißhaarig, mit schneidender Stimme und alles durchschauendem Blick hält sie mühelos ein paar Dutzend Menschen in Schach. (…) Kamera und Schnitt richten scheinbar nichts aus in diesem Film – Gott sei Dank: Indem wir schlicht mittendrin sind, nehmen wir teil.“
Cinema, 1997