Wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden
Michael Bockemühl

Hans Arp

Band 18 der Edition "Kunst sehen"

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„Manchmal lernen wir besser zu ‚verstehen‘, indem wir die Bewegung eines Blattes beobachten, die Entwicklung einer Linie, ein Wort in einem Gesicht, den Schrei eines Tieres oder indem wir eine Skulptur erschaffen.“ – Hans Arp

Michael Bockemühl nimmt uns in seiner Vorlesung zu Hans Arp mit in eine Welt der Beobachtung und Mitgestaltung, die uns die Skulpturen des Künstlers auf neue und überraschende Weise erfahren lassen. Immer nah an der Erfahrung und mit dem Blick auf und der Suche nach dem (mit-)schöpferischen Prinzip:

„Äußerlich wollen wir den Stoff erkennen und landen bei den Kräften. Begrifflich wollen wir die Kräfte definieren als diesen äußerlich vor uns befindlichen Stoff. Und das Spiel, was die Kunst auslöst, könnte unter Umständen ein neues Bewusstsein unter abendländischen Bedingungen hervorbringen. Es bringt uns dazu, genau an dieser Stelle für die eigenen schöpferischen Kräfte wach zu werden.“

So führt uns der Professor von der Universität Witten/Herdecke in seiner Vorlesung eine Wissenschaft vor Augen, die auf eine Art teilnehmende Beobachtung zielt und nicht nur unser Denken, sondern zugleich auch unsere Sinneswahrnehmung mit einbezieht: „Es ist ja nicht so interessant, was man sagt, aber es ist spannend, wie man dazu kommt, dass man gerade dieses sagt.“ Dieses Wie aber macht den Rückbezug jeder Aussage auf das sinnlich vor Augen stehende notwendig. Bockemühl erweitert damit unser Blickfeld und schafft eine Verbindung zwischen den sinnlichen Eindrücken und den Aussagen zu den Werken.

„Wir wollen nicht die Natur nachahmen. Wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden. Wir wollen bilden wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden. Wir wollen unmittelbar und nicht mittelbar bilden. Da keine Spur Abstraktion in dieser Kunst vorliegt, nennen wir sie konkrete Kunst.!“ – Hans Arp

Die Edition „Kunst sehen“

Diese auf 20 Bände ausgelegte Edition geht auf eine viel beachtete öffentliche Vorlesungsreihe zurück, die Professor Michael Bockemühl Anfang der 1990er Jahren im Saalbau Witten hielt. In seinen Diavorträgen nimmt der Redner gemäß seinem Credo: „Der Künstler ermöglicht, was der Anschauende verwirklicht“ sein Publikum gleichsam bei der Hand und führt es zu den einzelnen Kunstwerken hin. Dabei werden weder Spekulationen über ihre möglichen Bedeutungen angestellt, noch abstrakte Theorien über das Sehen geschmiedet, vielmehr feiert der Autor ein „Fest für das Auge“: Mit Witz und methodischer Konsequenz versteht es der passionierte Wahrnehmungsforscher die Aufmerksamkeit auf die durch nichts anderes als durch das Kunstwerk eröffneten Anschauungsmöglichkeiten zu lenken.

Die Bände werden herausgegeben von Dr. phil. David Hornemann v. Laer (Zentrum Studium fundamentale) in Zusammenarbeit mit Birgit Bockemühl sowie Studierenden an der Universität Witten/Herdecke.


Die Reihe „Kunst sehen“ kann zu einem vergünstigten Preis pro Band (€ 14,80) im Abonnement bezogen werden. Das Abonnement können Sie auf unserer LandingPage KUNST SEHEN bestellen.


Michael Bockemühl war Kunstwissenschaftler, Hochschullehrer, Vortragsredner und Berater großer Unternehmen. In jüngeren Jahren war er als Waldorf- und Sonderschullehrer tätig, später bei der GLS Bank in Bochum. Ab 1985 arbeitete der vierfache Familienvater eine Zeit lang als Kulturmanager für die Anthroposophischen Gesellschaft, bevor er 1990 an die Universität Witten/Herdecke berufen wurde.

Buchbesprechung Bände 18 und 20 der Reihe „Kunst Sehen“

Die Herkulesaufgabe einer Verschriftlichung und Visualisierung der 20 Vorlesungen Michael Bockemühls zur Kunst, der sich David Hornemann und seine Studentengruppe mit dem Grafiker Frank Schubert seit geraumer Zeit unterziehen, neigt sich dem großartigen letzten Schritt zu! Nur Band 19 über Alberto Giacometti steht noch aus.

In den letzten Vorlesungen befasst sich Bockemühl mit der Skulptur, hier von Hans Arp (Band 18) und Henry Moore ( Band 20).

Als Leserin aller bisherigen Bände kann ich nur staunen über den immer anderen, in der Differenziertheit der Betrachtung fortschreitenden Weg einer Erschließung der Werke über das eigene Sehen. Kunsthistorisches tritt weiter zurück und in Wort, Bild und prägnanter Zitate-Auswahl wird man unmittelbar Zeuge eines aktuellen Betrachtungsvorganges. Der methodisch Neuland betretende Kunstbetrachter und Wortschöpfer Michael Bockemühl hat kongeniale Bearbeitende gefunden, die sich mit frischer und fachkundiger Leidenschaft jeder Vorlesung annehmen!

Bockemühl erreicht in den beiden Bänden zu Arp und Moore mit seiner Darstellungsweise im Gespräch mit den Zuhörenden tastend und entschlossen zugleich die Grenze des sprachlich noch Fassbaren. Erstaunlicherweise gelingt dadurch sogar eine Steigerung des Erlebens, eine realisierte Utopie, da das ästhetische Urteil genau in diesem Grenzbereich seinen Anfang nimmt.

Bei Hans Arps Werken habe ich bisher eher den Symptomgehalt gesehen (ein Begriff von Jean-Christophe Ammann), leicht wiedererkennbare Formen eines rasch identifizierbaren Künstlers und bestimmten Stiles. Bockemühl gelingt es bereits in seinen einleitenden Fragestellungen, all dieses Wissen beiseite zu schieben zugunsten des „Wirklichkeitsgehaltes“ (ebenfalls Ammann) des einzelnen Werkes, seiner Wirkung im Moment des Betrachtens.  Was sind schöpferische Kräfte, wie werden sie zwischen aufbauend und zerstörerisch anschaubar? Wie schafft es Hans Arp die Wiedererkennbarkeit seiner Motive so zurückzunehmen, dass eine Tasterfahrung des Blickes angeregt wird, die statt einer Deutung eine unmittelbare Erfahrung bewirkt? Bockemühl lässt miterleben, wie im Nachklang des Anschauungsvorganges ein Wachwerden für die eigenen schöpferischen Kräfte im Betrachtenden geschieht: Dies bewirkt Hans Arp durch seinen Umgang mit dem Material, dem Stoff, dem er das „Ding an der Schwelle“ abringt, Wachstumsfigurationen an der Grenze vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Das muss man gelesen haben!

Band 20 über Henry Moore ist durch zahlreiche Bildseiten, die ein unmittelbares Anschauen beim Lesen unterstützen, sogar noch umfangreicher und ebenso brillant!

Der an der Bearbeitung beteiligte Student Andreas Czwodzinski drückt im Nachwort sein Erstaunen darüber aus, wie spät in seinem Leben er als Kunststudent von dieser Tore öffnenden Art des unbefangenen Sehens Kenntnis erhielt, ein weiteres Argument für die Aktualität des Bockemühlschen Ansatzes auch nach mehr als dreißig Jahren: Einen Weg kennen zu lernen sich Werke der bildenden Kunst durch das eigenen Sehen zu erschließen.

Auch diejenigen, die sich bereits mit Moores Ansatz, Weg und seinen Arbeiten befasst haben, erfahren umfassend Neues! Den Einstieg bilden wiederum Fragestellungen, diesmal zu Leib- und Raumeserfahrung (Gibt es Raum auch ohne mich als Person darin?), die sich im Nachhinein als durch Moores Werke ausgelöst erweisen. Jeder geschulte Betrachtende kennt diese Erfahrung, dass bei einer Unbefangenheit in der Herangehensweise sich Gedanken einstellen, die sich im Weiteren als genau von diesem Werk ausgehend herausstellen.  Man ist in diesen Momenten klüger als man selbst und dies führt Bockemühl in großer Meisterschaft hier vor Augen, wieder unter Einbeziehung der Zuhörenden.

Er verfolgt zwei Strömungen in Moores Werk: Den Weg in die Abstraktion bis hin zu einem Surrealismus und die Entstehung einer räumlichen Beziehungshaftigkeit im Zusammenklang mit dem Volumen im einzelnen Werk. Was hier eher abstrakt klingt, gerät zu einem höchst intensiven Seherfahrungs-Parcours, gesteigert durch das Umrunden der einzelnen Skulpturen. Dies wird dem Lesenden ermöglicht durch wunderbare Fotos und eine präzise Versprachlichung der jeweiligen und höchst überraschend verschiedenen Ansichten, deren Einheit sich erst aus der Tätigkeit des aktiven Betrachters ergibt. Dieser lässt in einer Art Gegenprozess aus dem Nacheinander beim Herumlaufen ein Ineinander werden und wird dabei in einen produktiven Prozess geführt wird, in dem Objekt und Umraum stark zusammenwirken.

So müssen Kunstbücher sein! ich wünsche der Reihe eine weitreiche Leserschaft, die diese Art des Sehens weiter pflegt!

Gabriele Hiller

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