Es gibt Streit um die Homöopathie. Das ist schon lange so, hat aber in den letzten Jahren stark zugenommen. Unter dem Deckmäntelchen der Aufklärung führt insbesondere das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) seit 2016 einen Feldzug gegen die „sich hartnäckig haltende Glaubenslehre, die weder als Naturheilkunde noch als Medizin anzusehen“ sei.
Patienten und Patientinnen berichten jedoch von positiven Erfahrungen, Studien zeigen die Wirksamkeit. Es geht also noch um mehr. Die Homöopathie, begründet 1797 von Samuel Hahnemann, arbeitet zur Gewinnung von Arzneimitteln mit der Verdünnung von Lösungen meist pflanzlicher Substanzen. Spätestens bei Potenzen ab D 24 ist statistisch kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden. Das irritiert und stört den auf kausale und materielle Wirksamkeit reduzierten Wissenschaftsbegriff. Eine Anerkennung der Homöopathie würde bedeuten, auch diesen Wissenschaftsbegriff zu erweitern. Ähnliches gilt für die Anthroposophische Medizin.
Betroffen von dem Kampf gegen die Homöopathie sind vor allem Patientinnen und Patienten, die sich selbst ein Urteil bilden wollen. An sie richtet sich dieser Band in erster Linie. Wir möchten aufklären, was Homöopathie ist, wie die Studienlage aussieht und wie die Wirksamkeit erklärt werden könnte. Wir reflektieren den reduktionistischen Wissenschaftsbegriff und die Hintergründe derjenigen, die gegen Homöopathie vorgehen. Denn es gibt gute Gründe für Homöopathie.
Die Beiträge des Bandes stammen von Jens Heisterkamp, Renée Herrnkind, Michael Keusgen, Harald Matthes, Frank Meyer, Ronald Richter, Stefan Schmidt-Troschke, Georg Soldner, Harald Walach und Anna-Katharina Dehmelt.
„Anders als in Deutschland sind andere Kulturkreise sogar stolz darauf, eine eigene traditionelle Medizin zu haben. Homöopathie ist ganz klar eine deutsche und französische Tradition. Ich halte es für eine Errungenschaft, dass wir einen therapeutischen Pluralismus festgeschrieben haben, und auch für ein Kulturgut. Das ist Kultur, das ist unsere Kultur!“ – Michael Keusgen